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10. Burgenländischer Blockflötentag - 'Film ab!'

26.03.2022
Mit musikalischer Magie in die Welt des Films. Ein Bericht von Vincenta Prüger.

Endlich war es wieder so weit. Der Flyer mit den wunderschönen „blockflötastischen“ Zeichnungen landete im Haus und man wurde sogleich von Harry Potter mit einem Zauberstab in Blockflötenform, von Belle aus „Beauty and the Beast“, die gerade ein blockflötenähnliches Rosengewächs bestaunt, und von Königin Elisabeth l. mit einem majestätischen Blockflötenzepter begrüßt. Auch die Titanic dampfte durch ihre mächtigen Blockflötenschlote und begrüßte das freudig erwartende innere Ohr mit einem kräftigen ersten Locksignal.

Es war ein kleines großes zehnjähriges Jubiläum. Das 10. Mal, dass man sich traf, um zwei Tage voller Musik zu verbringen. Eine Zeit, die alle Teilnehmenden und Zuhörenden in eine besondere Welt rund um die Blockflöte und in die Klänge der Filmmusik eintauchen und darin verschwinden ließ. Zwei Tage, an denen man sich nur intensiv dem Instrument widmete, neue Freundschaften im Kreis der Musik schloss und dazu noch mit einem Beifall bringenden Konzert entlohnt wurde. Jeder bekam die Möglichkeit, an diesem Ereignis teilzunehmen, leicht Fortgeschrittene und Fortgeschrittene, Studierende, Lehrende und Lernende, und so waren Musizierende aller Altersgruppen mit Blockflöten in fast allen Dimensionen mit dabei. Von dem Garklein in der Hosentasche, das bei der Moderation „hervorgezaubert“ wurde, bis hin zur Subkontrabassblockflötenriesin, die sich nur sehr ungern in die Tasche stecken lässt.

Der burgenländische Blockflötentag konnte mit einem abwechslungsreichen Programm im Genre der Filmmusik durch Arrangements bekannter Hits endlich wieder nach zweijähriger coronabedingter Pause erfreuen. Dennoch musste auf alle Anti-Covid-Maßnahmen Acht gegeben werden und so kam es zu einer vehementen Testungspflicht und zu einem Vorlegen der Ergebnisse gleich im Foyer des Joseph Haydn Konservatoriums in Eisenstadt.

Unter der Leitung von Kerstin Zach wurde ein zweitägiger Workshop mit abschließendem Konzert am Samstag, dem 27.3., organisiert. Insgesamt 100 Blockflötenspielende waren am Burgenländischen Blockflötentag zur Stelle. Während davon im Rahmen der Workshops am 26. März die ca. 60 leicht Fortgeschrittenen und Fortgeschrittenen probten, fand sich das Blockflötenorchester am 27. März ein. Hierfür übernahm Univ.-Prof. Thomas List von der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien die leitende und dirigierende Funktion. Im Orchester musizierten rund 40 Blockflötenbegeisterte mit, obwohl es leider etliche Ausfälle aufgrund von positiven Coronafällen zu vermerken gab. Sabrina Maurer und Caroline Mayrhofer erarbeiteten mit den leicht Fortgeschrittenen und Fortgeschrittenen entsprechende Stücke. Mit Anne Marie Bösch fanden die Registerproben statt, die Gruppenbetreuung erfolgte durch Ulrike Meitz und Christa Roth.

„Ich werde auf einer Bühne sitzen, vor mir sind dann einfach Noten, ich werde ein Instrument halten und dann mache ich Musik. Wird das nicht ein Wahnsinn sein?!“ … hörte man plötzlich von einem begeisterten Jungblockflötisten, der dabei sein Instrument hoch in die Luft hielt.

Entsprechend konnte das erspielte Programm im Rahmen eines ca. einstündigen Konzerts im großen Saal des Kultur Kongress Zentrums vor gut 300 Publikumsgästen präsentiert werden. 1982 wurde das eindrucksvolle Kulturzentrum Eisenstadt errichtet und sollte vor allem als multifunktionaler Veranstaltungssaal dienen. Die sogenannte „kleinste Großstadt der Welt“ steht ganz im Zeichen von Joseph Haydn, der im Rahmen seiner musikalischen Dienste für die Familie Esterházy hier wirkte. So wurde das Eisenstädter Musikinstitut, in dem die Proben stattfanden, als „Joseph Haydn Konservatorium“ aus der Taufe gehoben und der Veranstaltungssaal, in dem sich das abrundende Konzert des Burgenländischen Blockflötentages zutrug, ist ebenfalls „Papa Haydn“ gewidmet. Möge der groß verehrte Musiker uns wohl gesinnt sein …

In diesem ehrenwürdigen Saal, hauptsächlich gewidmet der repräsentativen Tätigkeit rund um Haydn, fanden die letzten Proben statt. Ob Haydn auch Filmmusik gefallen würde? Ob er damit, auf seiner hohen Wolke schwebend, etwas anfangen könnte? Alles wuselte herum. Ach, und ja nicht auf den Dresscode vergessen, Lernender der Magie sollte man werden! Wie J.K. Rowlings magischer Fantasie entsprungen präsentierten die 60 Musizierenden sich nun mit weißem, frisch gebügeltem Hemd, schwarzer eleganter Hose, bunter Krawatte … und das alles unter einem Hut. Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen, das allerletzte Anspielen der Stücke, ein kurzer Nervositätsschub und Schwupps ging das Bühnenlicht an und man sah sich einer 300-köpfigen musikbegeisterten Zuhörerschaft gegenüber.

Ein von Kerstin Zach arrangiertes Medley der bekanntest-beliebtesten Melodien aus dem Fantasy-Musical-Film „The Beauty and the Beast“ ließ nicht zuletzt durch den solistischen Auftritt von Sopranistin Sarah Molnar einen stimmungsbringenden Einstieg gelingen. Nachdem die jüngsten Blockflötenspielenden begleitet von blockflötistischen Klängen auf die Bühne trabten, wurde unter anderem der Oscar prämierte Song „Wenn ein Stern in finstrer Nacht“ aus „Pinocchio“ und „My heart will go on“ aus dem Film „Titanic“ als Teil des Programms gespielt. Ein Glück, dass sich Regisseur James Cameron sowie die kanadische Sängerin Céline Dion doch noch vom Komponisten James Horner zu einer Aufnahme des Songs ins musikalische Filmrepertoire überreden ließen. Im Endeffekt bekam dieser anfänglich ungewollte Song im Jahr 1998, ein Jahr nach der Premiere des Films „Titanic“, einen Oscar und wurde als „Bester Filmsong“ bei den „Golden Globe Awards“ prämiert. Man bedankt sich bei dem Durchsetzungsvermögen des Komponisten.

Die Aufführung des „Pink Panthers“ war ein wahrer Balanceakt. Aufgrund von „covidschen Ausfällen“ musste es ganz spontan gehen, denn das geplante sechsköpfige Ensemble, hatte nun plötzlich um zwei Köpfe weniger. So sprang der mit Hut bestückte Kopf sowie der schnittige Kurzhaarschnitt einer weiteren spontanitätsfreudigen Musikerin ein. Pink Panther bekam also keine grauen Haare und durfte sich seines rosaroten Lebens erfreuen.

Falls man den ehrwürdigen „Papa Haydn“ mit Filmmusik noch nicht hätte überzeugen können, wären ihm spätestens bei Georg Friedrich Händels „Lascia ch’io pianga“ die Ohren aufgegangen. Lascia ch’io pianga erklang 1705 erstmals im Hamburger Theater am Gänsemarkt bei der Uraufführung seiner ersten Oper „Almira, Königin von Castilien“, wurde jedoch erst als Klagelied in der 1711 uraufgeführten Oper „Rinaldo“ berühmt. Die Kompositionsform der Sarabande eignet sich ideal, um das Klagen und die Verzweiflung der gefangenen Almirena musikalisch nachzufühlen und neu zu erleben. Und Papa Haydn? Der zeigte sich zu Lebzeiten als großer Bewunderer Händels und besuchte während Aufenthalten in England mehrmals Aufführungen seiner Oratorien, die ihn zur Komposition der eigenen Werke „Die Schöpfung“ sowie „Die Jahreszeiten“ inspirierten. Vor allem die große Besetzung sei damals für ihn zur Faszination geworden. In Eisenstadt konnte man mit rund 40 Blockflöten und einer Gesangsstimme aufwarten.

Abgeschlossen wurde mit Magie. Dem Rufen von Zaubersprüchen in die gespannt lauschende Menge. Dem Schwingen des blockflötistischen Zauberstabs. Dem Schweben des zauberhaften Thomas List mit Dirigentenstab und weitem schwarzen Umhang. Dem Sich-Abwechseln der verschiedenen thematischen Klangwelten des fantasiereichen Milieus rund um Harry Potter. Dem schwungvollen Verbeugen und Schwingen des Zaubermantels ...

Großer Applaus!!

Ein Bericht von Vincenta Prüger, April 2022

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